Freitag, 12. Januar 2018

Das STUFENGEBET (4/15)



Das STUFENGEBET (4/15)

Die Papstmesse nach dem  Ordo Romanus I

Auf unserer Suche nach den Ursprüngen des Stufengebets müssen wir also in anderen Quellen suchen. Aufgrund der fehlenden Quellenlage über die Liturgie der römischen Stadtkirchen müssen wir in der päpstlichen Liturgie suchen, zumal ja unsere Messe in der Tradition der päpstlichen Messe seit Gregor dem Großen steht.

Den rituellen Verlauf des päpstlichen Stationsgottesdienstes kennen wir aus den Ordines Romani, die  Michel Andrieu im vorigen Jahrhundert unter Heranziehung der gesamten auf uns gekommenen Manuskripte kritisch herausgegeben hat. Trotz des Namens stammen längst nicht alle dieser Ordines  aus Rom selber, sondern sind oft an anderen Orten erstellte Bearbeitungen stadtrömischer Bücher und Bräuche.

Für unsere Frage kommt der Ordo romanus I aus dem Ende des 7. Jahrhunderts in Betracht, der eine rein stadtrömische Quelle darstellt. Er beschreibt den großen römischen Stationsgottesdienst, wie er sich bis zum 8. Jahrhundert entwickelt hat. Er ist zum Vorbild und Muster für die weitere Gestaltung der Messe überhaupt geworden und hat Auswirkungen bis in die letzte Dorfpfarrei und sogar bis in die sogenannte stille Messe gehabt.

Er beschreibt den Anfang der Stationsmesse, wie der Papst unter dem Gesang des Introitus in die Kirche einzieht. Am Altar angekommen, läßt er sich auf einem zu diesem Zweck ausgebreiteten Teppich zu stillem Gebet nieder, wie es heute noch der Priester zu  Beginn der Karfreitagsliturgie tut. Danach erhebt er sich und grüßt das Evangeliar und den Altar mit einem Kuß. In dieser schweigenden Anbetung des Papstes vor dem Altar liegen offensichtlich die Anfänge des heutigen Confiteor mit seiner Umrahmung, das den zweiten Teil des Stufengebets bildet.

Der Ordo führt nicht weiter aus, was die Funktion dieses stillen Gebetes war oder was der Papst dabei betete. Der Wortlaut war wohl noch ihm überlassen, ein fixiertes Gebet ist zu dieser Zeit nicht zu erwarten.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Beim Stufengebet eines Levitenamtes

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