Dienstag, 23. Januar 2018

Das STUFENGEBET (15/15)




Zusammenfassung und  Schlußfolgerung

Aus dem urchristlichen Bewußtsein um Heiligkeit und Größe der Eucharistie und der damit verbundenen Forderung nach Buße, „damit euer Opfer rein sei“, entstanden in den verschiedenen Riten diverse rituelle Formen eines Sündenbekenntnisses zu Beginn der Messe. Im Westen steht am Anfang der Entwicklung das stille Verbeugen oder Niederwerfen des Papstes vor dem Altar beim römischen Stationsgottesdienst, bei dem er frei pro se vel pro peccata populi betet. Später verlangten die liturgischen Stilgesetze im Frankenreich, diese Stille förmlich auszufüllen.

Zahlreiche Apologien entstehen, bis im 9. Jahrhundert eine Ordnung aufkommt, die vorherrschend werden sollte und bis heute fortbesteht. Es entstehen die ersten Ansätze des späteren Stufengebets, die zwar alle dieselbe Struktur, aber keineswegs denselben Wortlaut haben. Wir haben gesehen, wie in tastenden Versuchen eine fast verwirrende Vielzahl von Stufengebeten entstehen, bis die Entwicklung endgültig durch die Liturgiereform Pius‘ V. ihren Abschluß findet.

Aus dem historischen Überblick konnten wir die eigentliche Funktion des Stufengebets in der Vormesse erkennen. Von seinem geschichtlichen Ursprung her ist es ein privates Gebet des Priesters mit seinem assistierenden Klerus. Am Anfang stand ein regelrechtes Gegenüber von Priester und Diakon. Es ist, wie J. Brinktrine sagte, „private Vorbereitung des Priesters und seiner ministri“.

Daraus ergeben sich vor allem zwei Folgerungen. Es muß sichtbar bleiben, daß hier der Priester und seine Assistenz (Diakon und Subdiakon bzw. Ministranten, die die ministri sacri vertreten) sich privat auf die Feier der heiligen Messe betend vorbereiten. Gemäß der Maßgabe von Sacrosanctum Concilium, daß jeder Teilnehmer an der Liturgie „nur das und all das tun (soll), was ihm aus der Natur der Sache und nach den liturgischen Regeln zukommt“, ist dementsprechend der Brauch zu vermeiden, in der missa dialogata die Gläubigen das Stufengebet laut mitbeten zu lassen. Das ist eindeutig eine ‚Rollenvermischung‘, die erst mit der Liturgischen Bewegung aufkam und auf einem falschen Verständnis der eigentlichen Funktion des Stufengebets beruht.

Die zweite Folgerung hat mit der ars celebrandi zu tun. Um die Messe würdig und gut zu feiern, ist es wichtig, die Funktion und Bedeutung der einzelnen Teile gut zu kennen und dementsprechend zu vollziehen. Damit das Stufengebet nicht zum leeren Geplapper wird, gilt es, sich in die Bedeutung seiner beider Teile zu vertiefen und wirklich die Sehnsucht zu Gott und seinem Altar und die Reue über die eigenen Sünden zu erwecken.

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

Der ganze Artikel kann bei PRO MISSA TRIDENTINA nachgelesen werden:

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