Montag, 22. Januar 2018

Das STUFENGEBET (14/15)




„Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“

Der zweite Teil des Stufengebets ist das Sündenbekenntnis mit seiner Umrahmung, das nach Abschluß des Psalms folgt. Das Bewußtsein der Größe der Eucharistiefeier und das dazu erforderliche Freisein von Sünde geht schon aus der Forderung der Didache aus der Frühzeit der Kirche hervor: „Wenn ihr am Herrentag zusammenkommt, brecht das Brot und sagt Dank, nachdem ihr zuvor eure Übertretungen bekannt habt, damit euer Opfer rein sei.“ Hier war aber wohl an ein außerliturgisches Bekenntnis der Teilnehmer gedacht. In besonderer Weise gilt die Forderung nach Sündenfreiheit natürlich vom zelebrierenden Priester.

So verlangt die Göttliche Liturgie des hl. Johannes Chrysostomos:
„Bevor der Priester das göttliche Mysterium feiert, soll er zunächst mit allen versöhnt sein und gegen niemand etwas haben. Er soll sein Herz vor bösen Gedanken bewahren...“.
Im Westen legt er im Rahmen seines privaten Vorbereitungsgebetes der Messe ein allgemeines Sündenbekenntnis mit seinen ministri sacri bzw. den diese vertretenden Ministranten ab.

Der dialogische Aufbau des Bekenntnisses entspricht der Forderung  des Apostels Jakobus: „Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet“ (Jak 5,16). Im Gegenüber von Zelebrant und ministri wird die Forderung des Apostels bewußt vollzogen. Es kommt darin auch die soziale und ekklesiale Dimension von Sünde und Vergebung zum Ausdruck.

Im getrennten Sprechen des Schuldbekenntnisses wird auch die besondere Stellung des Priesters  sichtbar. Er ist ebenso wie seine ministri und das gläubige Volk der Schwäche und Schuld unterworfen und auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen, aber kraft seiner Weihe ist er doch von ihnen unterschieden. Daß der Priester das Confiteor allein betet, ist „demütiger Ausdruck dafür, daß der Priester der erste ist, der sich für seine Sünden anzuklagen hat, um würdig die heiligen Mysterien  feiern zu können.“ Während sich alle genseitig der Barmherzigkeit Gottes anvertrauen, ist der Priester der einzige, der kraft seiner Weihe das ehemals sakramental verstandene Indulgentiam sprechen kann.

Die abschließenden Versikel erbitten die Zuwendung Gottes (Deus tu conversus) und seine Barmherzigkeit (Ostende nobis). Das letzte ist die Bitte um das gnadenhafte Kommen Christi in der Eucharistie. Im Aufer a nobis erbittet der Priester sodann beim Aufstieg zum Altar, mit reiner Seele zum Altar hinzutreten zu dürfen.

Dieses Gebet faßt eigentlich das ganze Stufengebet noch einmal zusammen. Am Altar angelangt, legt er die Hände an den Altar und ruft die Fürbitte der Heiligen an (Oramus te, Domine). Der Altarkuß ehrt diesen als Symbol Christi und stellt den Priester in die Gemeinschaft der Heiligen, besonders derer, deren Reliquien sich im Altar befinden (quorum reliquiae hic sunt).

Indem der Zutritt zum Altar im Stufengebet gleichsam schrittweise erbetet wird und von fortwährenden Entsündigungsbitten begleitet ist, zeigt der Ritus eindringlich, wie mit der je größeren Nähe zu Gott das immer stärkere Verlangen einhergehen muß, seiner Heiligkeit zu entsprechen.“

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

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