Donnerstag, 18. Januar 2018

Das STUFENGEBET (10/15)





Zu dem Confiteor-Ritus kam dann im Mittelalter noch eine Umrahmung hinzu, indem man dem Confiteor verschiedene Versikel unmittelbar vorangestellt hat. Das noch heute übliche Adiutorium  nostrum in nomine Domini erscheint in Italien schon im 11. Jahrhundert an dieser Stelle, außerhalb Italiens anscheinend erst seit dem 15. Jahrhundert.

Auch nach dem Bußakt wurden schon früh eine Reihe Versikel als Überleitung zum Aufer a nobis eingefügt. Sie haben eine ähnliche Funktion wie die Preces vor der Oration im Offizium. Daran erinnert auch verbeugte Körperhaltung. Meist handelt es sich dabei um Versikel, die schon früher beim Hintreten zum Altar gesprochen wurden, wie auch die noch jetzt üblichen Deus tu conversus und Ostende. Schon das Missale der päpstlichen Kapelle um 1290 beschränkt sich auf diese beiden Versikel, während andernorts noch eine Anzahl anderer hinzugefügt sind. Domine, exaudi orationem meam und Dominus vobiscum vor dem Aufer a nobis sind die üblichen Einleitungen einer Oration und stammen aus früher Zeit. Das Aufer a nobis selbst ist das älteste Element des Stufengebets und ist jetzt nurmehr seine Schlußoration. Es  stammt aus alter römischer Tradition  und gehörte der Paschafeier an. Später sprach man es bei der Kirchweihe zum Einzug ins Heiligtum, wo man die Reliquien abholte. Beim Hintritt zum Altar wird es seit dem späten Mittelalter  leise gesprochen, wohl zuerst in England.

Der Trierer Patristiker Michael Fiedrowicz schreibt zusammenfassend:
„Die Entstehung des Stufengebets ist ein anschauliches Beispiel für die organische Entwicklung der Meßliturgie. Aus einem betenden Innehalten bzw. sich Niederwerfen des Papstes bzw. Zelebranten vor dem Altar (7./8. Jahrhundert), einem Bekenntnis der eigenen Unwürdigkeit mit Vergebungsbitte (Apologien: 9. Jahrhundert), dem gemeinsamen Beten von Psalm 42 - neben anderen Akzeßpsalmen - auf dem Weg  zum  Altar (9./10. Jahrhundert), verschiedenen Psalm-Versikeln (12. Jahrhundert), die vom Bußakt zur Oration Aufer a nobis (10. Jahrhundert) überleiteten, ist allmählich jener Bestand an Vorbereitungsgebeten zusammen gewachsen, der mit der Anordnung Papst Pius‘ V., an den Stufen des Altares Psalm 42 zu beten, seine endgültige Gestalt gefunden hat.“

(Martin Reinecke in: Dominus Vobiscum 10, 2015)

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